Archiv für die Kategorie Hochbegabung

Namensänderung: HAWIK-IV wird zu WISC-IV

Da ich im November 2007 nach Erscheinen des damals neuen HAWIK-IV-Tests einen entsprechenden Blogbeitrag geschrieben hatte, bin ich eben von der aktuellen Vertriebsfirma gebeten worden, meine Information zu aktualisieren. Da das im Beitrag von 2007 meiner Meinung nach wenig Sinn macht, also nun hier:

“Das bis vor kurzem unter Lizenz als HAWIK-IV verkaufte Testverfahren ist seit Herbst 2011 wieder unter der englischen Originalbezeichnung WISC-IV (Wechsler Intelligence Scale For Children – Fourth Edition) in einer überarbeiteten Auflage für Deutschland, Österreich und die Schweiz exklusiv bei Pearson Assessment erhältlich.”

Konkrete Infos zu dem, was neu ist am WISC-IV gegenüber dem alten HAWIK-IV gibt es hier.

 

Der Fall Guttenberg(s) und die Missachtung des Intellekts

Was ich in meinem vorvorletzten Beitrag im Zusammenhang mit dem Guttenberg’schen Plagiat sehr verkürzt und mit grippigem Kopf in die Welt geworfen habe:

“Kein Wunder, dass dieses Land ein Problem im Umgang mit Hochbegabten und Hochbegabung hat.”

bekommt nun Sprache und Kontext durch einen Artikel der Süddeutschen Zeitung.

Titel: Die verachtete Wissenschaft

”Die Plagiatsdebatte um Verteidigungsminister Guttenberg zeigt, was Merkel & Co. sowie ein Großteil der Bevölkerung von der akademischen Welt halten. Wissenschaft ist für sie so unwichtig, dass man dort krumme Touren drehen kann.”

Ich könnte dieses Artikel eigentlich Wort für Wort zitieren, was aber nicht Sinn der Sache ist. Lest selbst. Deshalb nur noch dies:

An der Affäre wird deutlich, “… was das regierende Personal tatsächlich über die Universität denkt. Es gebe in Deutschland andere Probleme als Fußnoten, sagte Volker Bouffier, der hessische Ministerpräsident (als ob Plagiate gleich Fußnoten wären). Und die Bundeskanzlerin erklärte, sie haben einen Verteidigungsminister und keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter berufen (als ob ein Täuscher und Blender dasselbe wäre wie ein Assistent). Die beiden wissen sich einig mit einem Großteil der Bevölkerung, der Betrügereien im akademischen Betrieb offenbar für eine lässliche Sünde hält – im Unterschied zu Betrügereien im Sport, zum Doping, das in den Augen derselben Menschen unnachsichtig geahndet gehört.”

Fazit:
”Man kann nicht auf der einen Seite erklären, Bildung sei die wichtigste Ressource dieses Landes, um auf der anderen Seite die Qualifikationsstandards dem Populismus zu überlassen. Man kann Wissenschaft nicht gleichzeitig beschwören und verachten. Geschehen ist es trotzdem. Darin besteht die Verheerung, die diese Affäre zurücklässt.”

Die aufgezeigte Missachtung von Wissenschaft, Intellektualität und intellektueller Leistung führt im Grunde direkt zur Missachtung, die Hochbegabte, zumal hochbegabte Kinder, oft tagtäglich in ihrem Alltag erleben (müssen). 
Schüler, die in Sport, Musik, Kunst herausragende Leistungen zeigen, werden in Schulen trainiert, gefördert und gefeiert, ihre Urkunden und Pokale werden in Vitrinen ausgestellt. Intellektuell hochbegabte Schüler versucht man auf Normalmaß zu stutzen und zwingt ihnen oft mit aller “Macht” das Pensum der weniger begabten Gleichaltrigen auf. Unterlagen für z. B. Mathematikwettbewerbe und Juniorakademien werden oft erst gar nicht weitergereicht. Ich habe erlebt, wie ein Lehrer einem hochbegabten Jungen die Teilnahme an einem Wettbewerb untersagte mit der Begründung, er solle sich nicht so “aus dem Fenster hängen”, das sei unsozial.

Lehrer – generell Menschen – wie diese sind es, die Guttenberg zumindest indirekt weiterhin unterstützen und damit einen Verrat gutheißen und letztlich selbst begehen, der viele Dimensionen hat.

Zugespitzt: Die Duldung der Guttenberg’schen Lüge und seines Missbrauches der intellektuellen Leistung anderer ist auf engste Weise verbunden mit der Qual, der viele hochbegabte Kinder in ihrer (Schul-) Situation z. T. Tag für Tag ausgesetzt sind.

Letztlich handelt es sich wiederum auch um den Verrat an dem großen Potenzial, das Hochbegabte der Gesellschaft zur Verfügung stellen könnten, wenn man sie nur ließe.

 

K. T. von Guttenberg: Gelungene geistig-moralische Wende

Mein Fazit der lautstarken Versuche, Herrn (Dr.) Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg zu verteidigen und vor den Plagiatsvorwürfen bezüglich seiner Doktorarbeit in Schutz zu nehmen (siehe z.B. hier):

Kein Wunder, dass dieses Land ein Problem im Umgang mit Hochbegabten und Hochbegabung hat.

Da ich gebeten wurde, etwas weniger kryptisch zu sein:

Es geht nicht um gute Politik(er), sondern ums “Gutverkauftwerdenkönnen” und den Partei-Erfolg.
Es geht nicht um eigene Arbeit, sondern um den schnellen Durchmarsch.
Es geht nicht um Ehrlichkeit und Wahrheit, sondern um Populismus und den blendenden Schein.
Es geht nicht um Wissenschaft, sondern um den Titel.
Es geht nicht um die intellektuelle Leistung, sondern darum, sie vorzutäuschen, zu pervertieren und zum eigenen Vorteil zu stehlen und zu missbrauchen.
Es geht nicht um die eigene Verantwortung und Verantwortlichkeit, sondern ums eigene Ego und seine Fassade.
Es geht nicht darum, zu den eigenen Fehlern zu stehen, sondern darum, den Anklagenden lächerlich oder zunichte zu machen.

Dummheit und Dreistigkeit als Normalität.

Und das Volk steht da, macht in kleinerem Maßstab nach Kräften dasselbe – und will sich vor allem den smarten Karl-Theodor von Guttenberg mit seinem bisschen Adelsglanz nicht nehmen lassen, den kleinen deutschen König Kallewitz: 2/3 der Bevölkerung will anscheinend, dass er bleibt (siehe SZ und WAZ). Der (im Moment) doktorlose Freiherr ist eben die perfekte Projektionsfläche der deutschen Befindlich- und Bedürftigkeit und das genauso perfekte Spiegelbild des Zustandes der meisten Deutschen.

Was spielt das dann schon für eine Rolle, dass laut GuttenPlag, der Internetplattform, in der die Plagiatstellen der Dissertation Guttenbergs zusammengestellt werden, mittlerweile 286 Seiten, d. h. 72,77 % der Doktorarbeit betroffen sind, Inhaltsverzeichnis, gelber Bereich und Anhänge nicht mitgerechnet.
Untenstehende Grafik zeigt das mögliche Ausmaß der Täuschung (Quelle: GuttenPlag Wiki)

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Wissenschaftsstandort Deutschland: Freue Dich!
Studenten aller Unis und Fachrichtungen: Nur zu! 72,77 % Plagiatseiten, die könnt Ihr doch auch in Euren Dissertationen schreiben, gelle? Wenn Ihr noch mehr schafft, dann gibt es vielleicht nicht nur ein “Summa cum laude”, sondern wahrscheinlich sogar ein “Summa cum laude” PLUS eine Goldene Kamera für Eure Bastelergebnisse. Also: Bemüht Euch!

Werte? Vertrauen? Wahrheit? Ehrlichkeit? Neuer Politikstil?

Vorbild?

Die ganze Geschicht’ zeigt jenseits dieser Wertefragen auch, wie wenig in Deutschland Intellekt und intellektuelle Leistung wertgeschätzt werden.

Da wird Hochbegabung allein schon als existierendes Faktum zur Bedrohung – und wenn es nur deswegen ist, dass man nichts damit anfangen kann: Da gibt es tatsächlich ein Potenzial, das das eigene meist deutlich übersteigt und das man gemeinerweise nicht kaufen kann.
Aber man kann versuchen, es zu vernichten, damit es das eigene Bild im Spiegel nicht trübt.
Am besten, man fängt bei den Kindern an.

 

Gelungene geistig-moralische Wende

Mein Fazit der lautstarken Versuche, Herrn (Dr.) Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg zu verteidigen und vor den Plagiatsvorwürfen bezüglich seiner Doktorarbeit in Schutz zu nehmen (siehe z.B. hier):

Kein Wunder, dass dieses Land ein Problem im Umgang mit Hochbegabten und Hochbegabung hat.

 

Die Schule – nicht nur – der Tiere

Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule. Der Unterricht bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.

Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, musste sie nachsitzen und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war. Durchschnittliche Noten waren aber akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum, außer: der Ente.

Der Adler wurde als Problemschüler angesehen. Obwohl er in der Kletterklasse alle anderen schlug, wurde er unnachgiebig und streng gemaßregelt, da er darauf bestand, seine eigene Methode anzuwenden.

Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen und musste von der Schule abgehen .

Das Pferd gab sich beim Klettern besondere Mühe. Es war nämlich schon beim Flugunterricht unangenehm aufgefallen. Im Fliegen hätte es beinahe eine Fünf bekommen und sollte jetzt Nachhilfeunterricht nehmen.

Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, seine Flugstunden aber ließ ihn sein Fluglehrer am Boden beginnen anstatt vom Baumwipfel herunter. Es bekam Muskelkater durch Überanstrengung bei den Startübungen und immer mehr „Dreien“ im Klettern und „Fünfen“ im Rennen.

Die praktisch veranlagten Präriehunde waren der Meinung, dass man Buddeln auf jeden Fall in der Schule lernen müsse. Als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln zu einem neuen Unterrichtsfach zu machen, gaben sie die Jungen zum Dachs in die Lehre.

Am Ende des Jahres hielt ein ziemlich seltsamer Aal, der gut schwimmen und etwas rennen, ein wenig klettern und sogar ein bisschen fliegen konnte, als Schulbester die Schlussansprache.

(Unbekannter Verfasser)

 

(Brief-) Freundschaft gesucht

Eine ungewöhnliche Anfrage hat mich erreicht, die ich gerne weiterleiten möchte. Sie veranschaulicht wunderbar, welch altersgemäß außergewöhnlichen Interessen hochbegabte Kinder haben können. Da dann Freunde zu finden, ist schon extrem schwierig. Allerdings dürfen sie aber auch durchaus älter sein.

Der junge Mann ist im frühen Grundschulalter! Sein Anliegen: “Mein ganz großes Interesse gilt allem, was mit Börse zu tun hat – besonders der Charttechnik. … Leider gibt es an meiner Schule keine anderen Kinder, die sich für dieses Thema interessieren. Deshalb würde es mich freuen, wenn ich auf diesem Weg Kinder (Alter spielt keine Rolle) kennenlernen könnte, die sich auch für dieses Thema interessieren oder die jetzt neugierig geworden sind. Ich erkläre gerne!”

Alles Weitere per E-Mail über meine Adresse.

 

Wecken für Hochbegabte

Dass Kinder morgens oft schwer aus dem Bett zu bekommen sind, das ist bekannt. Bei Schülern ist das auch häufig so – bei hochbegabten Schülern schon alleine deswegen, weil von der Schule meist nichts Interessantes oder Lernenswertes zu erwarten ist. Da ist das Liegen im Bett doch weitaus unterhaltsamer.

Die Kommunikations-Eskalation nach mütterlich-penetranten Versuchen, Kind endlich aus dem Bett zu bekommen, damit es noch pünktlich in der Schule erscheinen kann, gehört für viele Familien zum gewohnt-gehassten Morgenritual dazu, als fester Bestandteil des Tagesablaufes: Freundliches Wecken – Ignorieren, Aufforderung – ablehnendes Grunzen, Befehlen – Motzen, Drohen – Beschimpfen, Schreien – Brüllen …
Man kennt das.

Die ultimative Lösung für das schnelle Wecken hochbegabter Kinder am Morgen hat mir gestern eine Mutter verraten:
”Wenn Du in zehn Minuten mit allem fertig bist, dann habe ich auch ein paar richtig schwere Matheaufgaben für Dich. Die darfst Du dann auch noch vor dem Frühstück lösen!”

Klappt hundertprozentig!

Einfach genial einfach, oder?

:-)   :-)   :-)   :-)

 

Unheilbar krank …

 

Auf kreiszeitung.de gibt es den berührenden Bericht einer 22-jährigen Frau zu lesen, die erst vor kurzem von ihrer Hochbegabung erfahren hat. Titel des Berichtes: Kopf an, Klappe zu: Ich bin hochbegabt – und das ist oft eher eine Strafe als ein Geschenk.

“Der Großteil der Gesellschaft kennt Hochbegabung nur in Zusammenhang mit Schulkindern. Die sind dann entweder altkluge Streber oder immer hibbelig und schreiben extrem schlechte Noten oder langweilen sich in der Schule und überspringen Klassen. Darüber gab es ja schon bis zur Erschöpfung Reportagen im Fernsehen. Was bei den Geschichten über diese jungen Genies aber oft vergessen wird: Hochbegabung löst sich nicht auf, sobald man aus der Grundschule raus ist. Sie bleibt wie eine unheilbare Krankheit, die einen sein Leben lang begleitet. Egal,was man tut. Warum ich Hochbegabung als Krankheit bezeichne? Weil es für Leute wie mich eine ist. Sie zeichnet sich nämlich entgegen der landläufigen Meinung nicht nur durch Fähigkeiten wie zum Beispiel besonders schwere Mathe-Aufgaben lösen zu können aus, sondern auch durch ungewöhnliche Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen. …
Als ich das Studium nach einem Semester abbrach und eine Blitzkarriere hinlegte, kam ich mir wie eine Hochstaplerin vor: Da musste ein Irrtum vorliegen. Mit abgebrochenem Studium und mittelmäßigem Abidurchschnitt so einen Traumjob zu bekommen – ich war immer sicher, ich würde irgendwann auffliegen.
Erst vor ein paar Monaten machte ich einen Test beim Hochbegabten-Verein Mensa. Das Ergebnis: Ich bin klüger als 98 Prozent der Gesellschaft. …
Ich fühle mich nicht besser, schlauer oder begabter – ich fühle mich schlecht, ausgegrenzt, wie eine Hochstaplerin. Ich bin immer darauf bedacht, so unauffällig wie möglich zu arbeiten, den Kollegen nie die Möglichkeit zu geben, mich als „Streber“ zu entlarven. Ich arbeite oft schlechter als ich könnte, halte mich aus Diskussionen raus – tue alles, um ja nicht enttarnt zu werden. Ist es das, was die Gesellschaft will: Diejenigen ausgrenzen, die viel schaffen könnten, es aber nicht dürfen, weil sich jemand anderes dadurch schlecht fühlen würde?”

Mehr als diese Ausschnitte aus dem Artikel zu zitieren, möchte ich hier gar nicht dazu schreiben. Der Bericht spricht für sich und schmerzt.

 

Leben als Hochbegabter

Im Weserkurier ist heute der Beitrag Wenn der Intelligenzquotient über 130 liegt zu finden, in dem unterschiedliche Lebensläufe von hochbegabten Schülern aufgezeigt werden. Kann man gut lesen.

Irgendwie anschaulich fand ich, dass in dem Artikel konkret steht: “Etwa 11.000 Bremer sind hochbegabt.” Das ist zwar auch nur das Rechenergebnis “gut 2% der Bevölkerung”, macht das Ganze aber konkreter und fassbarer.

Die Hochbegabten sind zwar eine Minderheit, aber allein in Bremen gibt es ca. 11.000 davon …

Vernachlässigbar?

 

Steinzeit

In einer Beratung habe ich heute von einem AWO-Kindergarten im Ruhrgebiet gehört, der wohl tatsächlich nach dem Motto betrieben wird: “Für jedes Kind genau dasselbe. Keine Ausnahmen.”
Weder bekommen schwache Kinder dort ein Minimum an Förderung noch leistungsstarke mal ein anspruchsvolleres Buch oder Spielzeug.
Als ein sehr begabtes Kind ein Buch von zu Hause mitbrachte, weil sie es im Kindergarten, wo sie sich ganz schrecklich langweilt, ansehen wollte, wurde ihr das mit der Begründung weggenommen, dass es keine Extrawürste gäbe.
Proteste gegen irgendetwas – oder auch unliebsames Verhalten – werden damit geahndet, dass die entsprechenden Kinder in einer Abstellkammer eine zeitlang auf einem “Ruhestuhl” sitzen müssen zur Strafe.

50er-Jahre-Pädagogik 2010.

So was gibt’s noch – und Goethe musste sterben …