Das Eigentliche des Wirklichen suchen
Zum Tode von Carl Friedrich von Weizsäcker ein Nachruf in der Süddeutschen Zeitung:
Es scheint “nicht zu gewagt, Carl Friedrich von Weizsäcker als einen der
großen, aber als einen durch Wissenschaft aufgeklärten Mystiker der
europäischen Geistesgeschichte zu bezeichnen. Am Samstag starb Carl
Friedrich von Weizsäcker nach langer, schwerer Krankheit in Söcking am
Starnberger See. Er wurde 94 Jahre alt.”
Das Eigentliche des Wirklichen suchen –
Das Wesentliche das eigene Wesentlichste sein lassen –
Es gibt nur wenige, die sich, je auf ihre Art, eine solche Sehnsucht leisten und sich in unermüdlicher Konsequenz auf den Weg machen, dem Herz der Dinge auf die Spur zu kommen. Dem Kern. Der wirklichen Kern-Energie in allen und in allem.
“Die Kraft aus dem Kern freigelassen – ein ewiger Frühling”
Migaku Sato
Marc schrieb am 30. April 2007 um 17:05:
Das Etikett “Universalgelehrter” mag ja ein wenig verstaubt klingen; auf Carl Friedrich von Weizsäcker trifft es allerdings dennoch zu. Mehr als beachtlich, daß und wie er sowohl im Bereich der Atomphysik, als auch der Philosophie Maßstäbe setzte. Und mit der Aussage, daß er suchte dem Wesentlichen, also dem Kern auf den Grund zu gehen, hast Du sicherlich recht.
Neben seiner fachlichen Exzellenz, war er aber (und ich spreche aus eigener Erfahrung) schlicht eine bemerkenswerte Persönlichkeit, dessen Ausstrahlung, Ruhe, Besonnenheit und Charisma beeindruckend waren. Mehr Infos auch im Artikel der Wissenswerkstatt
speybridge schrieb am 1. Mai 2007 um 09:18:
Ich bin überzeugt davon, dass es da immer eine Wechselwirkung gibt: ernsthafte Suche nach der Wahrheit – Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Daher findet sich bei solchen Menschen auch meist dieses Charisma und eine beeindruckende Authentizität. Viele Menschen heute werden halt nur noch alt und reifen nicht mehr, von Weisheit erst gar nicht zu reden – auch, weil sie (überspitzt) sich mit dem begnügen, was sie vor ihrer Haustür auf vier Rädern stehen haben.
Suche nach dem Kern der Wirklichkeit ist immer auch Suche nach dem Innersten des Inneren des eigenen Da-Seins. Man mag es die Suche nach der Weltformel nennen, Sinnsuche, Gottsuche, Selbstsuche – wichtig dabei ist die Sehnsucht, die Leidenschaft, zu ergründen, was die “Welt im Innersten zusammenhält” und das nicht im “Pakt mit dem Teufel” wie bei Goethes Faust, sondern in Ehrfurcht vor den Dingen, dem Geheimnis der Wirklichkeit, dem wir uns immer nur mehr und mehr annähern, das wir wahrscheinlich nie vollständig werden ergreifen können. Auch diese Demut, denke ich, ist Weizsäcker eigen gewesen.