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Abitur mit 14 – na und?

Wieder etwas “ganz schrecklich Aufregendes”: ein Mädchen hat im Alter von 14 Jahren Abitur gemacht und das auch noch mit der Traumnote von 1,0.
Artikel und Meinungen darüber findet man hier (FAZ-NET), ein Interview mit Minu Tezabi, die sich als völlig normal erlebt, hier (SZ).

Wenn Lernen für ein Kind elementare Lebensfreude ist und diese nicht zerstört wird durch völlig unterfordernde Lerninhalte, dann ist da nichts Besonderes dabei, wenn ein Kind wie Minu im Alter von 3 Jahren das Planetensystem erforscht und Bauklötze nicht besonders prickelig findet.

Solch elementare Lern- und Lebensfreude zeigt sich z.B. darin, wie selbst erlebt, wenn ein Vierjähriger nur dann bereit ist, sich auch mal im Sandkasten zu “vergnügen”, wenn er vorher mit seiner Mutter ausführlich über den Friedhof gehen darf – und dann dort mit Freude die Namen auf den Grabsteinen liest und ausrechnet, wie alt die Leute geworden sind.

Oder darin, dass das liebste Ins-Bett-Geh-Ritual eines Fünfjährigen darin besteht, mit dem Vater “Heiteres Politiker-Raten” zu spielen – und dabei weltweit nicht zu schlagen ist.

Oder darin, dass ein Elfjähriger nur dann die Eltern im Urlaub auf einem Spaziergang rund um einen Alpensee begleiten will, wenn sie ihn englische Vokabeln abfragen und Sätze übersetzen lassen – und das 2 Stunden lang einfordert und durchhält, wobei die Eltern irgendwann fix und alle sind und ihnen nichts mehr einfällt.

Sich so individuell und originell zeigende Lernfreude ist dermaßen frisch und spontan und unorthodox, dass eigentlich sofort jedem einleuchten müsste, dass so etwas nicht antrainiert oder gar “gezüchtet” werden kann.

Es ist einfach ein Jammer, dass bei hochbegabten Kindern diese intrinsische Motivation, in der Lernen so existentiell wichtig und normal erlebt wird wie das Atmen, spätestens dann beschädigt, wenn nicht gar zerstört wird, wenn Kindergarten und Schule reglementiert Lernstoff auf einem unerträglich niedrigen Niveau bieten und nur Norm-Lernverhalten akzeptieren und belohnen.

Wenn bei Hochbegabung Lernfreude und -motivation nicht zerstört werden, das Kind sich frei entwickeln kann und ausgeglichen ist, wenn zudem familiärer und schulischer Hintergrund stimmen: Abitur mit 14 – warum dann nicht?

 

 

23 Kommentare zu “Abitur mit 14 – na und?”

  1. Abitur schrieb am 11. August 2007 um 19:17: 

    Sehe ich genauso… Der Wirbel, der um das Mädchen gemacht wird, wird ihr mehr zusetzen, als das Abitur…