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Diskriminierung von Frauen: Es bleibt schwierig

Da ist eine studierte Frau, Hauptverdienerin der Familie – und mit Herzblut bei der Arbeit. Der R+V Konzern ist voll des Lobes.
Sie ist allerdings Türkin, Sule Eisele-Gaffaroglu, wenn auch schon in Deutschland geboren. Dann wird sie auch noch schwanger. Sie will nach der Mindestmutterschutzzeit sofort weiterarbeiten, weil ihr Einkommen halt das Familieneinkommen ist.
An ihrem letzten Arbeitstag vor dem Mutterschutz darf sie ihren Nachfolger begrüßen: männlich, deutsch, dazu mit einem noch höheren Gehalt.

Man lese in der Süddeutschen: Hochschwanger ohne Existenzgrundlage und weiter Schwanger, türkisch, degradiert.

Ob nach dem Gleichbehandlungsgesetz vor Gericht nun wirklich einmal ein Exempel statuiert wird, muss man abwarten.
Der R+V-Konzern jedenfalls fährt die harte Linie.

Aber seit bekannt wurde, dass Versicherungen im Internet Arbeitgebern großzügigerweise Argumentliste und Musterkündigungen für Schwangere und Behinderte zur Verfügung stellen, wundert einen da nichts mehr.

Ich habe den Eindruck, jeder kickt im Moment die Frauen dahin, wo er sie am praktischsten findet.

 

34 Kommentare zu “Diskriminierung von Frauen: Es bleibt schwierig”

  1. Thomas schrieb am 31. Oktober 2008 um 15:27: 

    Daß die Dame angeblich wegen ihrer Schwangerschaft diskriminiert wurde, kann ja noch einigermaßen sein. Aber auch, weil sie eine Frau und Türkin ist? Hat sie denn nach der Einstellung Geschlecht und Staatsbürgerschaft gewechselt oder warum soll das für den Arbeitgeber nun auf einmal von bedeutung geworden sein?

    Dieser Fall bestätigt wirklich alle Vorurteile gegen das Antidiskriminierungsgesetz. Wer eine halbe Million Euro Schadensersatz verlangt, zeigt schon, daß es ihm nur darum geht, möglichst viel an seiner angeblichen Benachteiligung zu verdienen. Es bleibt nur zu hoffen, daß das Gericht dem einen Riegel vorschiebt. Ich will definitiv keine amerikanischen Verhältnisse in unserem Rechtssystem – oh, war das jetzt auch diskriminierend…?

  2. speybridge schrieb am 31. Oktober 2008 um 18:26: 

    Naja, würde das nicht schon reichen wegen der Schwangerschaft? Das ist es doch schon! Schwangerschaft!! – vor allem wenn man die Musterkündigungen im Netz noch berücksichtigt, die Krankenkassen eingestellt haben, und die es Arbeitgebern erleichtert, Schwangere zu kündigen.
    Und Frau und Türkin – da unterstelle ich einfach mal eine böse Assoziation: Wenn die einmal anfängt mit dem Kinderkriegen, dann kommen noch mehr – und bei den Türken weiß man doch, dass die meistens viele kriegen, ja dann…
    Diese Frau tut, was man heute von Frauen erwartet: arbeitet voll, in dem Fall sogar als Familienernährerin, und sorgt auch noch für (ja demografisch sooo dringend erwünschten) Nachwuchs – und dann das!
    Ja, was SOLL sie denn tun?

  3. Sabine schrieb am 3. November 2008 um 16:11: 

    Ich finde es gut, dass diese Frau so mutig ist und mit Ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit und vor Gericht gegangen ist. Nur so kann auf die Missstände aufmerksam gemacht werden und sich vielleicht dauerhaft etwas in den Köpfen und Taten der Menschen ändern. Ich glaube nicht, dass die junge Frau aus ihrer “Benachteiligung” Profit schlagen will. Nein. Sie kämpft um ihr Recht. Schließlich ist sie die Ernährerin der Familie.
    Ich drücke ihr beide Daumen, dass sie zu ihrem Recht kommt.

    LG Sabine