Dramatische Zuspitzung
In den letzten Monaten erlebe ich zunehmend im Kontakt mit hochbegabten Kindern und ihren Eltern, dass es wohl immer schwieriger wird, mit Problemen der Hochbegabung in therapeutischen Einrichtungen bzw. städtischen Ämtern gehört oder gar ernstgenommen zu werden und einen Termin zu bekommen.
Die psychische Belastung eines Teils der Bevölkerung muss so elementar dramatisch geworden sein, dass das Personal von Psychologen / Psychotherapeuten etc. bzw. die Angestellten in Ämtern nicht selten in Hohngelächter ausbrechen, wenn man nach einem Termin fragt. Häufig taucht dann die Frage auf: “Ist es dringend?” Wenn diese Frage bejaht wird, weil die psychische Situation des Kindes durchaus nach Hilfe schreit, dann wird weiter nachgefragt: “Ist das Kind suizidgefährdet?” Auf die Antwort “Nein, das nicht.”, ertönt dann ein hässliches Lachen gepaart mit dem Kommentar: “Dann ist es auch nicht dringend! Was glauben Sie, was hier los ist?!”
In meiner Ohren klingt das nach nach einer gefährlichen Verrohung des
Sprechstundenpersonals bzw. der Angestellten in den Ämtern. Wahrscheinlich ist diese ausgelöst durch Überforderung in Anbetracht des Kontaktes mit so vielen Menschen in psychischen Ausnahmesituationen – was das Ganze allerdings nicht erträglicher macht.
Sabine schrieb am 22. August 2007 um 17:58:
Dem kann ich aus eigener Erfahrung zustimmen. Entweder wird man gleich als überehrgeizige Eislaufmutter belächelt oder man bekommt Termine erst in einem halben Jahr. Bei akuten Problemen ist die eindeutig zu lang. Bis dahin kann sich die Situation unerträglich zugespitzt haben oder das Kind längst in den Brunnen gefallen sein. Eine Schule läßt sich nicht auf ein halbes Jahr vertrösten, wenn es akute Probleme gibt. Dann besteht die Gefahr, dass das Kind die Schule verlassen oder sogar auf eine Sonderschule abgeschoben werden soll. Schnelle und unbürokratische Hilfe wäre da dringend nötig statt langer Wartezeiten oder gar einem “Nichternstgenommenwerden”.
speybridge schrieb am 22. August 2007 um 20:47:
Genau das! Oft ist es nur eine vielleicht noch nicht ganz so verfestigte störende Verhaltensweise des Kindes, die von der Schule als sehr negativ wahrgenommen wird und vielleicht ja auch wirklich eine Verhaltensstörung ist. Dadurch, dass man jetzt aber oft so lange warten muss, ehe man therapeutisch an so etwas “dran kann”, chronifiziert sich eventuell das Verhalten des Kindes, und die Schule läuft Amok, und die Konsequenzen können dramatisch sein. Oft kann man nicht mehr im Vorfeld Schlimmes verhindern, sondern muss hilflos zusehen, dass es schlimm und schlimmer wird, ehe eingegriffen werden kann. Ist nicht sinnvoll.