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Hochbegabung: Störung? Krankheit?

Hochbegabung = Abweichung von der “Normalität” = nicht normal…

In den letzten Wochen in mehreren Zeitungsartikeln als “Fluch” bezeichnet, wird heute einmal wieder das “Phänomen” Hochbegabung abgehandelt unter dem weiten Mantel der behandlungsbedürftigen Störungen:
Unter dem bereits aussagekräftigen Titel “Legasthenie, Dyskalkulie und Hochbegabung” veröffentlicht Echo-online die Ankündigung einer Messe zu Beratungs- und Förderangeboten in Rossdorf, Hessen.
Mehr als 50 Pädagogen informieren – jetzt wörtlich zitiert: “über
den Umgang mit Störungen wie Legasthenie und Dyskalkulie, aber auch zur Hochbegabung
“.

Ich verkneife mir jeden Kommentar, weiß aber nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

Erinnert werde ich in diesem Zusammenhang an den Beginn des Vortrages eines der Mitbegründer der Jugendplattform KUBUS auf einem Ärzte-Symposium mit dem Thema “Autismus, Asperger-Syndrom und Hochbegabung”:

Etwas irritiert war ich, als ich den Titel der Tagung las, auf der ich einen Vortrag zum Thema Hochbe­gabung halten sollte. Hochbegabung in einer Reihe mit Autismus und dem Asperger-Syndrom? Auf den ersten Blick schien mir das ein wenig merkwürdig. Dreht man jedoch die Perspektive von sich weg und hin auf die eines Beobachters, wird die Parallele offenbar: Alle drei Phänomene führen zu einem für die Umwelt schwer verständlichen Verhalten.
Allerdings ist das Ausmaß doch sehr verschieden: Während Autismus und Asperger-Syndrom Krank­heiten sind, die dem Betroffenen ein eigenständiges Leben stark erschweren oder gar unmöglich ma­chen, ist Hochbegabung ein Phänomen, das den Betroffenen eigentlich das Leben um vieles erleich­tern müsste, wenn die Umgebung nicht oftmals Schwierigkeiten hätte, mit dem Hochbegabten umzu­gehen.Bei Autismus und Asperger-Syndrom kann es Ziel einer Therapie sein, den Patienten an die Realität heranzuführen und ihm ein möglichst eigenständiges Leben zu ermöglichen. Was aber könnte das Ziel einer „Therapie“ für Hochbegabte sein?
Eine Heranführung an die „Normalität“ kann es nicht sein, denn sie würde für den Betroffenen einen Rückschritt bedeuten, und ich kenne einige Fälle in denen genau solche Versuche zu massiven psychischen Problemen bis hin zu
Suizidversuchen geführt ha­ben.

Da muss ein Jugendlicher einer großen Versammlung von verdoktorten Ärzten sagen: “Hallo Jungs, ich bin hochbegabt – aber ich bin nicht krank oder unnormal, und therapiert werden muss ich deswegen schon gar nicht!” …

 

41 Kommentare zu “Hochbegabung: Störung? Krankheit?”

  1. Ellen schrieb am 1. September 2008 um 08:10: 

    *sehr lachen muss*
    Ich glaub, DEN Jugendlichen kenne ich…

  2. speybridge schrieb am 1. September 2008 um 08:16: 

    :-)