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Otto – den fand ich mal gut

Man kann den allgegenwärtigen Berichten, Bildern, Reportagen über ihn nicht ausweichen im Moment: Otto Waalkes wird 60 Jahre alt.
Weise?
Weiß ich nicht.
Eher umweltfreundlich.
Er recycelt all seine jahrzehntealten Witze immer wieder neu und immer wieder erfolgreich.
Auch davon ist im Moment immer wieder die Rede.
Find’ ich nicht gut.
Halte ich aber für symptomatisch.

Otto von der Wiege bis zur Bahre: beständig, zuverlässig witzig, ohne Überraschungen.
Sehr beruhigend, dass es so etwas noch gibt in dieser hektisch, sich unendlich schnell verändernden Welt.
Der ewige Kinderspielplatz.
Hier kann man Kind bleiben, Schabernack machen und unschuldig prollen.

Kennt noch jemand die Brecht’sche Geschichte von Herrn K? Die, in der er erbleichte?
Zur Erinnerung: “Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ‘Sie haben sich gar nicht verändert.’ ‘Oh!’ sagte Herr K. und erbleichte.”
Otto wäre statt dessen wohl stolz, so etwas zu hören.

Es gab und gibt die Werbung einer bekannten Kaffeerösterei, in der in behaglicher Atmosphäre eine Frau eine Tasse Kaffee in Händen hält und wohlig seufzend sagt: “Alles soll so bleiben, wie es ist.”

Für mich ein Alptraum!!
Für viele aber der tiefste aller Wünsche: Sich nicht verändern müssen.
Sich nicht verändern wollen.
Alles soll so bleiben, wie es ist.
Sonnenschein for ever.

Im Magazin der Süddeutschen Zeitung ist diesbezüglich ein aufschlussreicher Artikel über Otto und seine Fans zu lesen.
Ausschnitt:
“In [seinen] beiden Filmen spielt Otto … den jüngsten Zwerg namens Bubi, zieht sich also ins Kleinkindalter zurück. Bubi greint, Bubi grinst und Bubi bekommt von den anderen Zwergen – das ist der Running Gag des Films – alle paar Minuten einen Schlag auf den Hinterkopf.”
Und Fazit:
“Letztlich scheint in dieser Rollenwahl das entscheidende Kennzeichen seines Spätwerks auf: die freiwillige Infantilisierung. Was der einstige Götterbote heute zu bieten hat, ist unreifer Humor für ein erschreckend unreifes Volk, das seine Sehnsucht nach der Fürsorge und Zuwendung, die Kleinkinder genießen, auf einen alten Mann projiziert, der wie ein Baby plärrt und Grimassen schneidet.”

Ich befürchte, diese Analyse trifft’s ziemlich.

Otto, den fand ich echt mal gut.
Ist ‘ne Weile her.

 

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