Dag Hammarskjöld
Dieser Beitrag soll in ehrendem Gedenken an Dag Hammarskjöld erinnern, der heute vor 45 Jahren, am 18.9.1961 unter nie geklärten Umständen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Er war damals im Rahmen der Kongo-Krise in einer UN-Mission unterwegs. Heute ist es so gut wie erwiesen, es gibt Augenzeugen, dass er einem Attentat zum Opfer gefallen ist.
Bekannt wurde Dag Hammarskjöld als Generalsekretär der Vereinten Nationen (1953–1961), einem Amt, in dem er sich durch sein erfolgreiches und umsichtiges Handeln in etlichen Krisen (Nachwehen des Koreakrieges, Kalter Krieg, Konflikt um den Suezkanal, Ungarnaufstand etc.) höchsten Respekt verdiente.
Hammarskjöld war aber z.B. auch Mitglied der Kommission zur Vergabe des jährlichen Literaturnobelpreises.
Nach seinem Tod wurde ihm 1961 posthum der Friedensnobelpreis verliehen.
Bei einem Menschen, der eine solch nach außen gerichtete, glänzende politisch-diplomatische Karriere vor den Augen der Weltöffentlichkeit ausfüllt, geht man nicht davon aus, dass er gleichzeitig ein ganz verborgenes Leben führt. Bei Dag Hammarskjöld war das jedoch der Fall. Er war ein Mystiker, jemand, dessen sehr persönlich geprägtes religiöses Leben in große Tiefen reichte in authentischer Gottes-Erfahrung jenseits jedes Glaubens “an”.
Ausdruck seines inneren Lebens ist sein spirituelles Tagebuch, das man nach seinem Tod fand: „Zeichen am Weg“. (Droemer/Knaur, 1974)
Hammarskjölds tiefe Religiösität stand nicht im Kontrast zu seinem öffentlichen Leben, seiner politischen Aufgabe. Er erlebte Gott lebendig in sich und sich lebendig in Gott. Er wusste sein In-Sein im Alltag zu bewahren und zu realisieren:
„Mitten im Gelärm das innere Schweigen bewahren. Offen, still, feuchter Humus im fruchtbaren Dunkel bleiben, wo Regen fällt und Saat wächst – stapfen auch noch so viele im trockenen Tageslicht über die Erde in wirbelndem Staub.“ (ebd. S. 50)
Selbst weltweit nach allen Regeln der Vernunft konkret handelnd, wusste er doch um die existentielle Bedeutung des Verwurzelt-Seins in der Tiefe. Die spirituelle Sinn- und Gotteskrise unserer Zeit vorwegnehmend, schreibt er:
„Gott stirbt nicht an dem Tag, an dem wir nicht länger an eine persönliche Gottheit glauben, aber wir sterben an dem Tag, an dem das Leben für uns nicht länger vom stets wiedergeschenkten Glanz des Wunders durchstrahlt wird, von Lichtquellen jenseits aller Vernunft.“ (ebd. S. 37)
Auf dem Stein an seiner Gedenkstätte steht geschrieben: „Nicht ich, sondern Gott in mir“.
Dieser radikale Satz bedeutet nicht das Aufgeben des Ichs mit seinen Möglichkeiten, sondern ist Ausdruck dessen Vollendung in einem tatkräftigen Leben, das nicht sich selbst als Ich im Mittelpunkt des Seins erlebt.
Dag Hammarskjöld ist einer der Menschen, dem in seinem Leben dieses In-Eins-Gehen von Außen und Innen in vollendeter Weise geglückt ist.
Speybridge » Blog Archive » Berlin Berlin - Raum der Stille schrieb am 10. Oktober 2006 um 16:42:
[…] Vorbild zu diesem Raum der Stille war ein heute noch existierender entsprechender Raum im Gebäude der Vereinten Nationen in New York, den der ehemalige UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld dort 1954 für die Mitarbeiter der UNO einrichtete. […]
Speybridge » Blog Archive » Ersatzhandlung? - Pilgern als Trend schrieb am 4. November 2006 um 09:06:
[…] https://www.speybridge.de/?p=32 […]