Vorbildhaft
Es sage keiner mehr, niemand wisse doch, wie man heute Schule “richtig” und richtig gut machen könne. Dass es mittlerweile durchaus Schulen gibt, die wegweisend sein können, darüber berichtet ein Artikel der ZEIT mit dem Titel Freiarbeit statt Stundenplan, der Quelle der folgenden Zitate ist.
Es gibt sie also wirklich und wahrhaftig, die Vorbilder – und sie funktionieren gut!!
Ihr Geheimnis: Diese Schulen steigen aus der Tradition der Belehrung aus. Sie arbeiten an einer anderen Choreografie.
1.) Die Bodenseeschule, Friedrichshafen
“Morgens, kurz nach halb acht. Der Lehrer ist schon da. Auch die ersten Schüler kommen vor Unterrichtsbeginn. Der Lehrer begrüßt sie mit Handschlag, wie ein Gastgeber. Er hat bereits einiges vorbereitet. Die Schüler holen sich ihr Material ab und legen los. Einfach so. Sie warten nicht auf den Gong. Die Schüler sind in der Pubertät, es ist eine Hauptschulklasse. Das sei eigentlich der Tiefpunkt, hört man überall, 7. Klasse Hauptschule, oh je. Aber vom täglichen Kleinkrieg oder vom „pädagogischen Lazarett Hauptschule“ ist hier nichts zu spüren.”
2.) Die Max-Brauer-Schule in Hamburg Altona, die von der Vorschule bis zum Abitur geht und bei Pisa bestens abschnitt.
“Auf diesen Lorbeeren wollte sich die mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnete Schule aber nicht ausruhen. Eine Lehrergruppe hat über Jahre ihre „Traumschule“ konzipiert und schließlich die Schulkonferenz überzeugt. Für die Schüler wird ab der fünften Klasse das tägliche Lernbüro eingerichtet, in den ähnlich wie in der Bodenseeschule jeder morgens an seiner Sache, man könnte auch sagen an sich selbst arbeitet: Mathe, Schreiben, Lesen. Lehrpläne wurden in Kompetenzraster umformuliert. Jeder kennt die Ziele. Stolz sagen nun die Lehrer, dass sie nie mehr Dompteure sein wollen. Neben dem Lernbüro gibt es Projekte, zum Beispiel in den Naturwissenschaften. Eine dritte Säule sind Werkstätten für Musik, Kunst, Theater oder auch Kochen. Lehrer arbeiten dabei mit Künstlern und Handwerkern zusammen. Zunächst zweifelten die Pädagogen, ob Schüler einen so weiten Spannungsbogen überhaupt durchhalten. Bald wurden sie überrascht. Die Zeit reicht den Schülern nicht, sie wollen oft mehr. Und auch die Lehrer sind nun länger in der Schule. Manchmal gehen sie erschöpft nach Hause, aber fast immer zufriedener als früher.”
3.) Bürgeln, Schweiz
“Dort wurden in der Sekundarschule die Wände eingerissen. Mehr als 60 Schüler aus drei Klassen eines Jahrgangs teilen sich nun mit vier Lehrern eine sogenannte Lernlandschaft. Die Lehrer arbeiten im Team. Das ist für Schüler eine neue und wirklich nachhaltige Erfahrung.”
4.) Romanshorn, Bodensee
Schulgründer Peter Fratton: “Lehrer sollten niemals Schüler motivieren, sie müssen selbst von etwas begeistert sein. Auch in den von ihm gegründeten „Häusern des Lernens“, die im Besitz der Lehrer sind, wurden Klassenräume zu Lernateliers umgebaut. Es gibt Arbeitsplätze für Lehrer, die jetzt Lernbegleiter heißen. Es gibt Laptop-Galerien zum Recherchieren für die Schüler, die man nun Lernpartner nennt.”
Es gibt sie also, die Aufbruchsstimmung. Es gibt sie also, die Schulen und Lehrer, die nicht mehr klagen, sondern wagen. Etwas ganz Neues, Eigenes schaffen.
Kopf in den Sand stecken gilt nicht mehr!