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Ersatzhandlung? – Pilgern als Trend

Nachdem uns auch noch Hape Kerkeling mit seinen Erfahrungen als Pilger auf dem Jakobsweg beglückt hat, gibt es kein Halten mehr: Allenthalben wird gepilgert, am liebsten nach Santiago de Compostela.

Motivation, sich in den Pilgerstrom einzureihen, ist häufig eine eher vage Sehnsucht nach Selbsterfahrung oder irgendeiner Art von religiösem Erleben und nach Begegnung mit anderen Wanderern, immer häufiger jedoch auch das Bedürfnis, Anteil zu haben an einer IN-Strömung dieser Zeit. Selbst auf Tupper-Partys und gemütlichen Spätsommer-Grillabenden wird mit einem wohligen Seufzen dem Wunsch Ausdruck gegeben, einmal den Jakobsweg zu gehen, zumindest ein kleines Stückchen.

Nach den Happenings bei den Papstbesuchen der letzten Jahre zeichnet sich hier ein weiterer Trend ab, der natürlich zwar grundsätzlich wirkliches spirituelles Potenzial beinhaltet und fruchtbar werden lassen kann. Im Pilgern als Event, das man sich quasi als Alternativurlaub gönnt, wird jedoch kaum eine bleibende bereichernde und verändernde innere Entwicklung zu finden sein.

Es gibt keinen Automatismus, der einen jeden, der ein paar Schritte gen Santiago de Compostela tut, mit erleuchtenden Einsichten und spiritueller Kraft erfüllt.

Dazu ist ein anderer Weg notwendig.

Natürlich kann ein Pilgern nach Santiago de Compostela Teil eines solchen Weges sein.
Für den einen oder anderen ist pilgerndes Wandern der Weg.
Diesen Weg gehen, das kann man aber auch zu Hause.

Was daran hindert und so das Laufen durch Spanien attraktiver erscheinen lässt als einen Weg treuer, spiritueller “Alltagsarbeit”, das kommt in folgendem Witz punktgenau zum Ausdruck:

Sagt der Hans zum Franz: “Mein Leben ist so unbefriedigend!
Sagt der Franz zum Hans: “Dann musst Du halt in dich gehen!
Sagt der Hans zum Franz: “Das ist mir zu weit!

Dag Hammarskjöld: “Die längste Reise ist die Reise nach innen.”

Das ist so.

 

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