Orientierungslos
In der Presse von heute wird ausführlich darüber berichtet, dass immer mehr Kinder und Jugendliche, es ist von einem Fünftel die Rede, unter psychischen Auffälligkeiten leiden.
“Junge Menschen sind zunehmend orientierungslos. Sie leiden an Kontaktschwierigkeiten, Ess-Störungen oder Depressionen. Dies konstatieren Psychiater bei der Jahrestagung ihres Berufsverbandes.” Zunehmende Aggressivität, abgebrochene Ausbildungen und Drogenkonsum sind oft die problematische Folge.
Weiter wird berichtet, dass es keine Rollenvorbilder mehr gebe, Kinder und Jugendliche, allein gelassen, sich quasi selbst erziehen müssten, vor allem in der Pubertät keine konstruktive Begleitung mehr existiere, weil Eltern zunehmend Erziehungskompetenz fehle.
Wen wundert’s.
So gut wie jeder Rahmen ist zerbrochen, kein Grund scheint mehr zu tragen – die meisten Menschen fliegen freischwebend ohne Netz und doppelten Boden in einem diffusen “Freiheitsraum” und wissen nicht, wie ihnen geschieht.
Von außen gibt es keine Absicherung, keine verbindlichen Richtlinien, keinen festen Boden mehr – die Menschen, auf sich selbst zurückgeworfen, sind aber nicht in dem Maße gewachsen und gereift, dass sie in sich genügend Stabilität oder wirkliche Maßstäbe hätten, die tragfähig genug wären, mit sich selbst und den Anforderungen des Lebens konstruktiv, befriedigend und sinnfüllend umzugehen.
Nicht nur die Kinder haben zunehmend mit psychischen Problemen zu kämpfen.
– Die traditionellen Religionen spielen fast keine Rolle mehr; in ihrem Bezugssystem bewegt sich kaum noch jemand.
– Rollen(vor)bilder sind bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht: Mutter, Vater, Frau, Mann, Lehrer, Priester, Ärzte, Psychologen, Politiker, Unternehmer – demontieren sich selbst oder werden demontiert. Wer hat da noch eine wirkliche Prägnanz, Präsenz oder gar ein unbestechliches Charisma? Kaum mehr jemand ist wirklich mehr das, was er er ist oder sein sollte.
– Familiensysteme funktionieren nicht mehr wirklich – fast jede 2. Ehe wird geschieden. Alleinerziehende versuchen, sich über Wasser zu halten; “Patchworkfamilien” sind an der Tagesordnung, die nur selten Vertrauen in Dauer rechtfertigen.
– Arbeitnehmer können beruflich nicht mehr langfristig, oft nicht einmal mehr mittelfristig, planen. Die gut ausgebildete “Generation Praktikum” kommt, ausgebeutet und ihrer Zukunftsaussichten beraubt, gar nicht mehr erst zu einer festen beruflichen Basis.
– Die zunehmend verlangte Mobilität schickt den einen hierhin, den anderen dorthin. “Heute hier, morgen dort…”
– Vertrauen in gesellschaftliche und politische Abläufe ist nicht mehr geraten, weil jeder nur noch sich selbst der Nächste zu sein scheint.
Orientierung Fehlanzeige.
Was wird aus diesen Kindern, wenn sie erwachsen sind?
Der Mensch kommt sich selbst abhanden.
Der Verlust der geistig-spirituellen Dimension spielt dabei eine zentrale Rolle.
Psychische und geistige Verelendung, Prekariat – mit unabsehbaren menschlichen Konsequenzen.
Dorothy Dörnenburg schrieb am 15. November 2006 um 11:31:
Hallo Inge, da schreibst Du ja genau das, was ich Dir gestern telefonisch versuchte rüberzubringen
du weißt schon: love ,love me do….. ist ja witzig Gruß Doro
Ayla schrieb am 24. März 2012 um 17:31:
ich bin 19 Jahre alt, meine Eltern haben sich seit einem Jahr getrennt und ich spüre keinen Boden mehr unter den Füßen. Meine Eltern haben mich enttaeuscht und mein Glaube kommt mir immer irrsinniger vor. Oben Beschriebenes trifft zwar auf mich zu aber ich finde keinen Ausweg. Kann man sich selbst helfen?