Johannes vom Kreuz
Heute ist der Festtag des Kirchenlehrers und großen spanischen Mystikers des 15. Jahrhunderts, des heiligen Johannes vom Kreuz.
Er wird als Patron der Krankenpfleger und, zusammen mit der großen Theresia von Avila, als Reformator des Karmelitenordens gewürdigt.
Was jedoch viel mehr zählt als diese und andere offenliegenden Verdienste, was ihm seine große Bedeutung über jede Zeit hinweg verleiht, ist dies:
Juan de la Cruz war ein großer Liebender.
Sein “Nada! Nada!“: “Das ist es nicht, das ist es nicht, und das ist es auch nicht!” auf dem inneren Weg weist alles zurück, was vorläufig und sinnengebunden ist, nicht Gott selbst in ihm, nicht jener innerste Punkt in ihm, in dem Selbstfindung und Gottfindung in eins fallen. Alles in ihm, was nicht Gott ist, ist ihm zu gering, zu unerfüllt, zu ungenügend.
Die Kontinente außen sind alle erforscht; es gibt dort kaum mehr einen weißen Fleck.
Anders sieht es aus mit der Erforschung des inneren Universums. Immer noch unbekanntes Land, unendlich in seinen Dimensionen, sind es Menschen wie Juan de la Cruz oder Meister Eckehart, die dort Spuren gelegt haben, denen entlang man den eigenen Weg wagen kann.
Die Wegweisungen auf dem inneren Weg der Liebe zu Gott des Johannes vom Kreuz sind zwar zeitgebunden in der Art ihrer Sprache, doch haben seine ins Wort gebrachten Erfahrungen Bestand bis heute hin und sind aktuelle, zuverlässige Leuchtspuren auf dem schwierigen inneren Weg.
Berühmt geworden sind seine Beschreibungen der “Nächte”, durch die man gehen muss, um zu einer wesenhaften Vereinigung mit Gott zu gelangen. Die “Nacht der Sinne ” und – härter noch – die “Nacht des Geistes” sind innere Wüstenwanderungen mit der Erfahrung von schlimmster Trockenheit, Verlassenheit, Sinnlosigkeit.
Es ist dann auch in der tiefsten inneren Nacht, in der, oft völlig unerwartet, das Licht der Einen Liebe aufscheint – so wie sich auch das Weihnachtsereignis, das Fest der Geburt des Einen Kindes, mitten in tiefster Nacht ereignet.
Die wesenhafte Verwandlung in Gott durch Liebe lässt Juan de la Cruz aus lebendigster Erfahrung heraus sagen: “Die Seele ist nicht Gott, weil sie sich nicht in diesen als solchen verwandeln kann; aber so mit ihm vereint und in ihn hineingezogen, wird sie Gott durch Teilhabe.”
Seine Herzenshingabe läßt ihn im Finden dessen, den er einzig liebt und der in ihm die Liebe selbst ist, jubeln:
“Mein sind die Himmel und mein ist die Erde; mein sind die Völker, die Gerechten sind mein, und mein sind die Sünder; die Engel sind mein und die Mutter Gottes ist mein und alle Dinge sind mein, und Gott selbst ist mein und für mich, denn Christus ist mein und für mich. Was ersehnst und suchst du also noch, meine Seele? Dein ist all dies, und alles ist für dich.
Nicht gegnüge dich mit Geringerem; hasche nicht nach den Brosamen, die von deines Vaters Tische fallen. Auf, und frohlocke über deine Herrlichkeit, verbirg dich darin und frohlocke; und erlangen wirst du, was dein Herz erfleht.”