Überbehütung und kein Ende: Begluckte Studenten
Ehrlich, eigentlich nicht zu fassen, was da in der SZ zu lesen ist: Wir werden das Kind schon schaukeln! mit dem Untertitel: Gluckende Eltern entwickeln sich zur nationalen Bedrohung: Sie inspizieren Unis, managen Juniors Bewerbung und wollen das Gehalt gleich mitverhandeln.
Das Phänomen scheint nicht neu, aber zunehmend einer Zuspitzung entgegenzugehen.
Überbehütung bei kleineren Kindern, das kennt man ja (seufz). Siehe dazu auch hier und hier und hier.
Eltern können zunehmend nicht loslassen.
Eltern auf Patrouille auf dem Campus, Überprüfung des Niveaus der Lehre, Rechtsstreitigkeiten wegen Noten, Bestimmen des Stundenplans der “Kinder” bis hin zur karrierefreundlichen Auswahl von Seminaren und Professoren: “Helicopter Parents” werden diese Mamis und Papis genannt, die ihre Kinder selbst dann nicht loslassen können, wenn sie schon deutlich über 20 sind.
“Die Helicopter Parents, so glauben einige US-Forscher heute, haben sich zur nationalen Bedrohung entwickelt. Weil sie mit ihrem Gluckentum und Erfolgshunger die Unabhängigkeit einer ganzen Generation verhindern, wie der Pädiatrie-Professor Mel Levine von der Universität North Carolina kürzlich warnte. In Schweden oder Großbritannien gibt es ähnliche Diskussionen.”
Unis haben plötzlich Elternabende im Programm, selbst eine Technische Hochschule wie die in Aachen.
Und der Irrsinn zieht sich noch weiter hin: “Um die besten Köpfe wirbt man am besten über die Eltern. Das hätten auch Unternehmen längst begriffen, sagt Tim Weitzel, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg. Er verweist auf Online-Kampagnen von deutschen Mittelständlern. Diese platzierten Stellenanzeigen gezielt auf Internetseiten, die vor allem Eltern besuchen – auf Sportseiten für Vati und auf Kochseiten für Mutti. Tenor, so Weitzel: “Bei uns hat Ihr Junge eine sichere Zukunft.” Kaum drei Monate habe es gedauert, um so alle wichtigen Stellen optimal zu besetzen. … So haben manche Unternehmen auch bereits kapituliert. Der Computer-Riese Hewlett-Packard hat nach Medienberichten inzwischen mit Eltern zu tun, die die Gehaltsverhandlungen ihrer Kinder führen wollen. Britische PR-Agenturen berichten von Vätern, die vor dem ersten Arbeitstag ihrer Tochter auf deren Sensibilität und Harmoniebedürfnis hinweisen.”
“Beobachtet man, wie die jüngste Generation von Übereltern ihren Nachwuchs dressiert, gibt es wenig Grund zur Entwarnung. Wirtschaftsinformatiker Tim Weitzel wurde kürzlich auf einem Kindergeburtstag in San Francisco in eine “todernste” Diskussion verwickelt. Thema: Welche Schnullerform wirkt sich am besten auf die Synapsen-Vernetzung bei meinem Baby aus? ‘Der Trend, dass Eltern komplett durchdrehen’, resümiert Weitzel trocken, ‘ist sehr anfassbar'”.
Arrrgh!
Meine Meinung: Diese Eltern sind gnadenlos egoistisch!
Herr Rau schrieb am 30. Januar 2009 um 18:11:
Gotteswillen, das ist ja gruslig.
Agnes B. schrieb am 8. April 2009 um 18:55:
Entsetzlich, wenn Menschen kein eigenes Innenleben haben und “ihre” “Kinder” aussaugen müssen. Bah. Danke für den Artikel.
Speybridge » Blog Archive » Überbehütung und kein Wettbewerb: Immer König – jemals erwachsen? schrieb am 26. Juli 2012 um 17:30:
[…] habe schon einige Male die Tendenz heutiger Eltern zur Überbehütung beklagt (hier und hier und hier und hier). Heute bekam ich einen Artikel aus brand eins Online zugeschickt, der beschreibt, dass […]